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Nur einen Steinwurf entfernt ist die tschechische Grenze vom Ort Neukirchen beim Heiligen Blut. Dennoch erinnern sich noch einige, dass das Überqueren nicht immer einfach war und ist. Um die Grenze in den Köpfen abzubauen und ein vorurteilsfreies Miteinander im Sinne eines nachbarschaftlichen Europas zu ermöglichen, bietet jetzt das Projekt „Zentrum für Sprachkompetenz Deutsch – Tschechisch“ der EUREGIO Bayerischer Wald – Böhmerwald – Unterer Inn Tschechisch-Unterricht und ein Exkursionsprogramm für Schulen und Kindergärten in Ostbayern.

Dieses Angebot hat die Grund- und Mittelschule Neukirchen wahrgenommen, hatte ein Schuljahr lang mit Frau Waltova mit 60 Minuten pro Woche freiwillig Tschechisch-Unterricht auf dem Stundenplan und machte sich deshalb am 15.06.2018 mit insgesamt 10 Schülern im Alter von 8 – 10 Jahren sowie dem Rektor der Schule, Christian Hofmaier, ins etwa eine Busstunde entfernte Örtchen „Hartmanice“ auf, wo die tschechischen Schüler der dortigen Grundschule sie an diesem Tag empfingen.

Dort angekommen präsentierten die Schüler erst einmal ihre Kenntnisse in der jeweils anderen Sprache und stellten sich auf Deutsch bzw. Tschechisch vor. Beim Ice-Breaker-Spiel „Kennenlernbingo“ fanden sie außerdem einige Gemeinsamkeiten. Im weiteren Tagesverlauf zeigten die tschechischen Gastgeber der Gruppe die Wallfahrtskirche des Hl. Gunther, die einen einzigartigen Altar aus Glas besitzt und spazierten durch den Ort, wobei das Wohnhaus des ein oder anderen Exkursionsteilnehmers gesichtet wurde. Nach einem typisch tschechischen Mittagessen stand das Highlight des Tages an: die Glasperlenwerkstatt in Nezdice na Šumavě. Das nur knapp 360-Einwohner-Örtchen war früher ein bedeutendes Zentrum zur Herstellung von handgemachten Glasperlen. Die Schüler hatten hier die Gelegenheit, dieses geschickte Handwerk zu bestaunen und sogar selbst eine Perle herzustellen. Nacheinander nahmen dafür alle am zuerst etwas Respekt einflößenden Bunsenbrenner Platz, um dann die Glasstäbe erst zu schmelzen, zu Perlen zu formen und mit kleinen Splittern noch zu verzieren. Dieses Erlebnis machte allen Kindern sichtlich Spaß und so traten alle nach einem ereignisreichen Tag die Heimreise an.

Nach gar nicht allzu langer Zeit konnte sich die Gruppe bereits über ein Wiedersehen freuen. Die Schüler aus Hartmanice trafen am frühen Vormittag des 28.06.2018 in der Schule in Neukirchen ein und begrüßten sich erst einmal mit einer Laola-Wellen auf deutsch und tschechisch; dieses Mal schon für Fortgeschrittene mit „Servus“ und „čau“. Daraufhin führten die deutschen Gastgeber ihre Besucher in zwei Gruppen durch das Schulhaus und zeigten ihnen alles. Dabei waren die beiden Schülerinnen Shireen Sebelova (3b) und Ellen Göndör (5) äußerst charmante und versierte Gruppenleiter. Sie führten ihr Team völlig selbstständig und konnten dabei deutlich die Vorteile aufzeigen, wenn man die Sprache der Nachbarn beherrscht: Sie wachsen zweisprachig auf und bahnten damit direkt die Gespräche unter den Kindern an. Eine Parallele zwischen den Orten Hartmanice und Neukirchen beim Heiligen Blut konnte man im Wallfahrtsmuseum von Neukirchen schlagen, denn beide Orte sind Pilgerstätten für Katholiken aus der Region gewesen. Die Gruppe absolvierte im Museum ein kniffliges Quiz, das von der TI-Leiterin, Frau Anne Baumeister zur Verfügung gestellt worden war,  und ließ es sich nicht nehmen trotz starkem Regen vor dem historischen Gebäude ein Gruppenfoto zu machen.

Nach einem umfangreichen und sättigendem Mittagessen in der Schule war es an der Zeit zum Nachmittagsprogramm überzugehen. Im Computerraum der Schule konnten hier noch einmal alle ihr Wissen in der jeweils anderen Sprache unter Beweis stellen. Bei einem deutsch-tschechischen Quiz traten die Schüler in Zweierpaaren gegeneinander an. Viel Spaß brachte außerdem auch das Stockschießen in der Turnhalle. In diese doch eher weniger bekannte Sportart konnten die Kinder unter Anleitung des bayerischen Meisters und Konrektors Alexander Seidl hineinschnuppern. Hier waren alle mit viel Elan bei der Sache und lernten außerdem noch eine andere Sache: beim Sport versteht man sich auch gänzlich ohne Sprache.

Nach diesem spannenden und mit vielen Erlebnissen gut gefüllten Tag hieß es dann für beide Seiten Abschied nehmen. Die deutschen Kinder verabschiedeten sich noch mit einem kleinen Geschenk: ein Lesezeichen der bayerisch-böhmischen Region – vollkommen ohne Grenze.

Das Zentrum für Sprachkompetenz freut sich über die gelungene Begegnung der beiden Schulen und sucht auch für das kommende Schuljahr noch Schulen, u.a. im Landkreis Cham die Interesse an Tschechien haben und am Projekt teilnehmen möchten.



Tschechischunterricht
im Schuljahr 2018/19

Das Zentrum für Sprachkompetenz bietet im Schuljahr 2018/19 Tschechischunterricht für 10 Kindergärten und 20 Grund- und weiterführende Schulen an. Schon jetzt können sich interessierte Schulen und Kindergärten aus den Landkreisen Cham, Straubing-Bogen, Straubing, Regen, Deggendorf, Freyung-Grafenau, Passau (Stadt und Land) und Rottal-Inn für unser Sprachprogramm anmelden.

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